© Copyright Musikkapelle Thundorf/Straß

Von Polka bis orientalische Klänge
Musikkapelle Thundorf-Straß überzeugt beim Katharinenkonzert in der Mehrzweckhalle

Mitterfelden. Bereits mit dem Eröffnungsstück des Katharinenkonzerts „Mens sana in corpore sano“ von G. J. Sprick zeigte die Musikkapelle Thundorf-Straß in der Mehrzweckhalle Mitterfelden, dass sie sich viel für diesen Konzertabend vorgenommen hatte. Der Marsch gehört nämlich zu anspruchsvolleren Konzertmärschen und fasziniert durch eine ansprechende Mischung aus lieblichen Passagen der Holzbläser, strahlenden Trompetensignalen, wunderbaren Melodien im Mittelsatzregister, konterkariert durch mächtige Soli des tiefen Blechs und einem erhebenden Schlussteil.
Vorstand Markus Enzinger freute sich über den großen Zuspruch und über den Besuch aus den Nachbarkapellen. Als Ehrengäste begrüßte er unter anderem den Vorsitzenden des Bezirksmusikverbands für den Chiem- und Rupertigau im Musikbund für Ober- und Niederbayern (MON) Thomas Egger, den 3. Bürgermeister Ainrings Martin Strobl mit einigen Gemeinderäten, Altbürgermeister Hans Waldhutter mit Gattin, den Kulturreferenten Alois Lechner und den Vorstand des Fördervereins Alfons Rottmair.

Ausdruckstark und harmonischAusdruckstark und harmonisch zeigten sich die Musikerinnen und Musiker der Musikkapelle Thundorf-Straß beim Katharinenkonzert.

Passend zur JahreszeitPassend zur Jahreszeit war ansprechend dekoriert.

Am Ende des KonzertsAm Ende des Konzerts erhielt die Blaskapelle einen langanhaltenden Schlussapplaus.

Hörbare Spielfreude bei jedem Stück

Musikalisch ging es weiter mit einem vierstimmigen Choral „Lux aeterna“ von O. M. Schwarz in einem Arrangement des Notenarchivars Ludwig Rimböck. Mit feinem Gefühl intonierten die knapp fünfzig Musikerinnen und Musiker dieses sakrale Werk und regten die Zuhörerinnen und Zuhörer an, die darin versteckten Intuitionen über das Leben, die schönen, wie die traurigen Momente zu reflektieren. Die Hoffnung, dass am Ende eines
jeden Lebens helles Licht der Erlösung, der Ruhe und Wärme steht, drückte sich insbesondere im friedlich erklingenden Schlussakkord aus.
Markus Nimmervoll, ein Tubist aus Oberösterreich, komponierte die darauf folgende „Archivisten Polka“. Mit diesem Musikstück sendete die Kapelle ein Dankeschön an ihren Notenarchivar Ludwig Rimböck (Waldhorn) für seine wertvolle Arbeit. Mit hörbarer Spielfreude überbrachten die Musikerinnen und Musiker dieses Geschenk schwungvoll und engagiert. Wie beim Eingangsmarsch glänzte auch hier das tiefe Blech, der Mittelsatz und die Trompeten. Raffiniert gelangt es der Kapelle aber auch, durch geschickte Verzögerungen oder dynamische Steigerungen die Melodie ansprechend zu transportieren.
Warum Kurt Gäble seinen Konzertwalzer „Fast himmelblau“ und nicht „Himmelblau“ benannte, erklärte ein Musiker so: Gäble sagte demnach, dass die blaue Farbe des Himmels erst wirke, wenn sich auf ihm ein paar kleine, weiße Wolken zeigen. Die Kapelle brachte den Walzer gemütlich und ausdrucksstark zum Klingen. Der Titel der folgenden Komposition „Libertango“ von Astri Piazolla, arrangiert von Marco Somadossi, setzt sich aus den Worten Liberty für Freiheit und Tango zusammen. Eine wichtige Rolle spielte bei diesem Stück das Schlagwerkregister, welches zuverlässig für ein gleichbleibendes Tempo sorgte und den ein oder anderen speziellen Klangeffekt erzeugte. Klanglich interessant wurde es zudem durch eine gedämpfte Trompete, ein Solo der Querflöten oder synkopische Einwürfe.
Nach der Pause entführte die Kapelle dann ihr Publikum mit dem Stück „Aladdin“, arrangiert von Paul Jennings, in Aladdins Wunderland. Im orientalischen Klangstil und einem gemütlichen „Kameltempo“ machte sich die Reisegesellschaft auf den Weg in den Nahen Osten, bis Trompeten einen Tempowechsel hin zu einem fetzigen Swing einleiteten. Bereitwillig folgten ein Xylofon, der Mittelsatz, die Trompeten und Flügelhörner. Anstrengende Disharmonien bremsten die Truppe zurück ins Kameltempo bis die Reise in einem finalen Schlussakkord zu Ende ging. Einen solistischen Auftritt absolvierte danach Daniela Nitzinger auf ihrem Waldhorn bei „You are my Love“ von Stefan Unterberger.
Gefühle und Emotionen entstanden auch beim folgenden, von Friedrich Eichberger heroisch inszenierten Marsch „Anno neun“. Dieser Marsch greift nämlich die Melodie des bekannten Andreas Hofer Liedes „Ach Himmel, es ist verspielt....“ auf, in dem die tragischen Ereignisse des Freiheitskampfes der Tiroler im Jahr 1809 erzählt werden.
Etwas ruhiger wurde es dann bei der „Nostalgie Polka“ aus der Feder von Julian Zörfusz. Eingängige Mittelsatzsoli, geschmeidige Übergänge und ein strahlend, harmonisch feiner Schlussteil ließen schnell die Kriegsgeschehnisse von damals vergessen. Mit einer musikalisch schwungvollen Reise in die 1980er Jahre setzten die Musikerinnen und Musiker dem Konzertprogramm das „i-Tüpfelchen“ auf.
Das Medley „80er Kult(Tour)“ arrangierte Thiemo Kraas für die Blaskapelle. Wie zu sehen und zu spüren war, ließen die schwungvoll intonierten Titel wie „Das was ich will bist du“, „Skandal im Sperrbezirk“, „Tausendmal berührt“ oder „Sternenhimmel“ manche Erinnerung aufleben.

Langanhaltender Applaus und drei Zugaben

Mit langanhaltendem Applaus bedankte sich das Publikum bei den Musikerinnen und Musiker. Die ließen sich nicht lange betteln und legten noch drei Zugaben nach. Dass sich die Musikkapelle Thundorf-Straß beim diesjährigen Katharinenkonzert musikalisch so ausdrucksstark und harmonisch präsentieren konnte, liegt sicher auch an der Dirigentin Ulrike Althammer und dem Dirigenten Johannes Hauthaler. Beide erfüllten ihre Aufgabe an diesem Konzertabend in jedem Fall mit Bravour, da sie es führungssicher und ausdrucksstark verstanden, notwendige Anweisungen und Impulse zu geben, um sozusagen die „Seelen“ der Kompositionen leben zu lassen.
Vorstand Markus Einzinger nahm schlussendlich den Rahmen des Konzertes zum Anlass, den jungen Musikerinnen und Musiker Marlene Leitner und Johannes Ufertinger zur erfolgreich abgelegten Leistungsprüfung in Silber und Katharina Eisl zum bronzenen Leistungsabzeichen zu gratulieren.

Große Ehre für Hildegard Nitzinger
Musikerin ist seit 50 Jahren bei der Musikkapelle Thundorf-Straß – Ehrungen beim Katharinenkonzert

Ainring. Der Vorstand der Musikkapelle Thundorf-Straß, Markus Enzinger, freute sich sichtlich, im Rahmen des Katharinenkonzerts in der Mehrzweckhalle Mitterfelden, Mitglieder der Kapelle für langjährige Zugehörigkeit oder für erfolgreich absolvierte Leistungsprüfungen auszuzeichnen. Die entsprechende Würdigung auf der jeweiligen Urkunde verlas der Vorsitzende des Bezirksmusikverbands für den Chiem- und Rupertigau im Musikbund für Ober- und Niederbayern (MON), Thomas Egger, der den Geehrten auch die Glückwünsche des Verbandes aussprach.

Ehrungen xDer Vorsitzende des Bezirksmusikverbands für dem Chiem- und Rupertigau, Thomas Egger (rechts), zeichnete den Vorsitzenden Markus Enzinger (von links), Rupert Kern, Daniela und Hildegard Nitzinger sowie Johann Waldhutter aus.

Von Jugendgruppe bis musikalische Leiterin

Eine ganz besondere Ehrung wurde Hildegard Nitzinger zuteil. Sie fing bereits 1974, damals in der Musikkapelle Leobendorf, auf dem Tenorhorn zu spielen an. Nach ihrer Heirat wechselte sie 1989 nach Thundorf-Straß. Bis heute ist sie hier im Mittelsatz-Register aktiv. Ihr Engagement ging allerdings weit darüber hinaus: So leitete sie von 2000 bis 2020 die Jugendgruppe der Kapelle und übernahm in den Jahren von 2006 bis 2008 das Amt der stellvertretenden Dirigentin. Von 2008 bis 2021 leitete sie mit sehr viel Herzblut und Engagement die Geschicke des Klangkörpers als Dirigentin und musikalische Leiterin.
Auch Thomas Egger betonte, dass 50 Jahre eine sehr lange Zeit sei, in denen die Jubilarin vieles erlebt und Außerordentliches geleistet habe. Sie und ihre Familie seien zudem fest in der Kapelle verwurzelt. Als Anerkennung für die Verdienste sei er stolz, ihr die Ehrennadel des Bayerischen Blasmusikverbandes überreichen zu dürfen.
Die Musiker-Ehrennadel des MON in Gold hat sich der Trompeter Johann Waldhutter verdient. Er ist seit 40 Jahren aktiver Musiker und trat 1984 in die Kapelle ein. Wie der Vorstand erwähnte, ist dies außergewöhnlich, weil Waldhutter daneben auch im Trachtenverein und als Theaterspieler aktiv und trotzdem immer da sei Wie Thomas Egger vermutete ist das so, weil er sich in der Kapelle wohlfühle und „weils einfach in dera Gemeinschaft schee is“.
Mit seiner Einstellung sei er in jedem Fall ein großes Vorbild für alle Nachwuchsmusikerinnen und -musiker. Auf diese Art und Weise könnten diese sehen, dass es ein anstrebenswertes Ziel sei ein Instrument zu lernen und gemeinsam in dieser wunderbar harmonische Gemeinschaft zu wirken.
Wie viele Proben und Auftritte Waldhutter in den zurückliegenden 40 Jahren mitgemacht und wie viele schöne und vielleicht auch weniger schöne Momente er erlebt habe, sei vielleicht nicht mehr nachvollziehbar. Sicher sei aber, dass er von seinen Kameradinnen und Kameraden immer gehalten worden sei.
Rupert Kern erhielt die Musiker-Ehrennadel des MON in Silber. Er ist sei 1999 aktiver Musiker und begann auf dem Tenorhorn. Wie der Vorstand sagte, wollte er nach einer gewissen Zeit dann in die letzte Reihe zu den Tubisten wechseln: „weil a von do hinten ois bessa überblicka hod kenna“, mutmaßte Enzinger augenzwinckernd.
Vorsitzender Markus Enzinger erhielt aus der Hand des Dirigenten Johannes Hauthaler die Musiker-Ehrennadel des MON in Silber. Zur Kapelle kam Enzinger 1999 als Schlagzeuger. Von 2009 bis 2016 engagierte er sich darüber hinaus als 2. Vorstand. Seit 2016 ist er nun Vorsitzender der Kapelle.
Eine große Freude war es für den Vorstand Markus Enzinger und für Thomas Egger zudem, der Waldhornistin Daniela Nitzinger das seltene Leistungsabzeichen „D3 in Gold“ anzustecken und ihr die zugehörige Urkunde zu überreichen. Die Prüfung dazu hatte Daniela im vergangenen Jahre abgelegt. Die sehr engagierte Musikerin kam 2002 mit dem Waldhorn zur Kapelle. Sie übernahm 2020 die Leitung der Jugendgruppe, 2021 absolvierte sie den Einsteigerlehrgang im Rahmen der Dirigentenfortbildung und nahm vor kurzem an einem Dirigier-Kurs in Marktoberdorf teil.

ludwig rimboeckDie Dirigenten Ulrike Althammer und Johannes Hauthaler (rechts) bedankten sich beim Notenarchivar Ludwig Rimböck für seine wertvolle Arbeit.Ein ganz besonderes Geschenk in Form eines lange gereiften Whiskeys, durfte schlussendlich der Waldhornist Ludwig Rimböck in Empfang nehmen. Er engagiert sich sei vielen Jahren zuverlässig, akribisch und zeitaufwendig um das Notenarchiv der Kapelle. Dazu gehört, dass er Noten wieder lesbar macht, fehlende Stimmen dazuschreibt, Arrangements für die Kapelle umschreibt oder das ganze Notenmaterial zur Sicherung digitalisiert hat.

Text und Fotos: Werner Bauregger