Von den Alpen bis an den Ozean
Gut besuchtes Katharinenkonzert 2018 der Musikkapelle Thundorf mit unerwarteten Einlagen
Ainring. Mit inspirierender harmonischer Blasmusik begeisterten die mehr als 50 Musikantinnen und Musikanten der Musikkapelle Thundorf unter Leitung von Hildegard Nitzinger beim Katharinenkonzert in der Mehrzweckhalle Mitterfelden ihre Zuhörer. Bei lauen Sommertemperaturen nahm die Kapelle die Konzertbesucher mit auf eine musikalische Reise von den Alpen, durch Frankreich und Italien bis an den Ozean. Als musikalische Besonderheit gestalteten in diesem Jahr der Ziachvirtuose Hermann Huber und die Harfinistin Veronika Hasenöhrl das Konzert auf ganz besondere Weise mit.
Mit "Vita pro Musica" – Ein Leben für die Musik – eröffnete die Kapelle das Konzert feierlich-konzertant mit interessanten, dynamischen Kontrasten und zeigte bereits hier eindrucksvoll, welch füllige und vielfältige Klang-Bandbreite möglich ist. Vorsitzender Markus Weidenspointner freute sich, dass sich unter den vielen Zuhörern und Musikanten aus den Nachbarkapellen auch Bürgermeister Hans Eschlberger, Altbürgermeister Hans Waldhutter und Pfarrer Anton i. R. Parzinger eingefunden hatten.
In witziger, amüsanter und informativer Weise wurden in der Folge die einzelnen Konzertstücke immer wieder von Musikerinnen und Musiker der Kapelle angekündigt, die des öfteren, gewollt oder ungewollt, für Erheiterung bei den Konzertbesuchern sorgten. Italienische Musik Guiseppe Verdis aus der Zeit der Romantik erklang nach dem Eingangsstück in dem Arrangement "Sempre Verdi". Passend zu den sommerlichen Temperaturen gelang es dem großen Klangkörper harmonisch und treffend, mit bekannten Melodien aus den Opern Nabucco, Rigoletto oder La traviata, italienische Lebensfreude und Leichtigkeit tänzerisch, gewürzt mit theatralischen Momenten, in die Mehrzweckhalle zu zaubern.
In "Mountain Wind" beschreibt der noch junge Südtiroler Komponist Martin Scharnagl, musikalisch und emotional genial, die Schönheit der Bergwelt. Das Klangbild beginnt füllig und ruhig, gewürzt mit einigen Spannungsbögen und inspirierenden, dynamischen Akzenten, auf einem starken Fundament der Schlagwerker. Ein feines Querflötensolo, welches nahtlos in das Gesamtorchester überging, vermittelte Stille, Wohlgefühl und Weite, was alles von einem auffrischenden Bergwind in die Ferne mitgenommen wurde. Beim anschließenden Walzer "Träumereien" gab es Gelegenheit, dies alles nachwirken zu lassen und sich von den tänzerisch wiegenden Bewegung des Stücks und den typisch weichen, tragenden Melodien im Mittelsatz und den Flügelhörnern hinzugeben. Mit der gleichen musikalischen Intention verteilte die Kapelle dann "Streicheleinheiten" über die gleichnamige Polka von Alexander Pfluger. Dass, neben einem zu Herzen gehenden Mittelsatzsolo auch Kleinigkeiten inspirierende Wirkung haben können, zeigte die Triangelspielerin, die einzelne Töne wirkungsvoll, gefühlvoll, geradezu streichelnd in das Klangbild einfügte.
Für ein Blasmusikkonzert sicher ungewöhnlich, brachten sich vor der Pause noch der Ziachvirtuose Hermann Huber und die Harfinistin Veronika Hasenöhrl in das Konzert ein. So zusagen als Vorspiel zu einer Erstaufführung, zeigte Huber mit einem Musette-Walzer, wie flink, geschickt und virtuos seine Fingern über die Knöpfe seiner Steirerziach geradezu fliegen können. Danach stellte sich eine kleine Tanzlmusibesetzung aus der Kapelle, mit den beiden genannten Solisten und dem Gesamtorchester einer besonderen Herausforderung.
Auf dem Dirigiertisch lag nämlich das "Zuginconcerto" von Jakob Gruchmann, der dies speziell für Hermann Huber und diese spezielle Besetzung komponierte und welches so noch nicht aufgeführt worden war. Das moderne Werke wird mit disharmonischen Akkorden und Tönen der Steirerziach eröffnet, bis die kleine Trommel die Tanzlmusi und schließlich das Gesamtorchester ins Spiel bringt. Insgesamt eine große Herausforderung, die Rhythmik, Melodik und Dynamik betreffend, mit nur marginal vorkommenden Passagen schmissiger Blasmusik. Am Schluss verfällt die Ziach wieder in Disharmonie, welche die Kapelle aber schließlich mit einigen wohlklingenden, aber "trotzigen" Schlussakkorden kontert.
Den zweiten Konzertteil eröffnete die Musikkapelle Thundorf mit dem schmissigen, facettenreichen Marsch "Salemonia" im Egerländerstil, der insbesondere durch eine unkonventionelle Stimmführung wirkungsvoll aufgebaut ist. Mit dem anfangs düsteren, bedrückenden Tongebilde "The man in the iron mask" wechselte die Kapelle dann in das Frankreich des 17. Jahrhunderts und die Herrschaftszeit König Ludiwg XIV. Mit vielen Dynamikakzenten, einmal sehr ruhig gehaltenen Passagen mit Querflöten-, beziehungweise Piccolosoli und spannender Harfenuntermalung, ein anderes Mal tänzerisch schreitend oder strahlend dynamisch, beschreibt der Komponist hier die Zeit der "Drei Musketiere" beim Aufstand gegen den narzistischen Herrscher. Darauf passte gut der Ohrwurm "Ich gehör nur mir" aus dem Musical "Sissy", in dem insbesondere die Saxophone und die Flügelhörner mit den Klarinetten glänzten.
In "Pacific Dreams" von Jacob de Haan werden schließlich Gefühle, Träume und Sehnsüchte eines Komponisten klanglich wiedergegeben, der fern der Heimat lebt. Wuchtig prallen hier anfangs die Wellen des Pazifiks ans Ufer, laufen friedlich und still an einem Strand aus, um dann wieder ihre Wucht zu demonstrieren. Dann brodelt musikalisch vielleicht das Leben in einer Stadt und wird Sehnsucht nach einer ruhigen Insel in einer bedächtigen, beschaulichen Passage vermittelt. Über die kleine Trommel kommt dann Bewegung ins Spiel, die sich immer weiter dynamisch kraftvoll steigert und die ersehnte Reise auf einem Schiff symbolisieren könnte. Das Stück mündet in einem strahlenden freudigen Schluss.
Mit einem umfassenden "Dankeschön" verabschiedete sich ein sichtlich glücklicher Vorsitzender von den Konzertgästen, die sich ihrerseits mit lang anhaltendem, begeistertem Applaus bedankten. Blumen oder eine Flasche Wein gab es für die beiden Solisten. Einen Blumenstrauß überreichte der Vorsitzende, verbunden mit einem herzlichen Dank für die intensive Vorbereitung, an die Kapellmeisterin Hildegard Nitzinger, unter deren gewohnt bestimmten, sicheren Dirigat und der bescheidenen Art und Weise die Kapelle zur Höchstform aufgelaufen war. Mit drei Zugaben, unter anderem dem Stück "Always Look on the Bright Side of Life", das Hildegard Nitzinger auch als Wunsch an die Besucher formulierte, klang das Katharinenkonzert aus.
Text und Fotos: Werner Bauregger