"Best Off" aus den vergangenen Jahren
Musikkapelle Thundorf-Straß begeistert beim Katharinenkonzert 2019 mit schwungvoller Blasmusik
Mitterfelden. Dass sich die Musikanten der Musikkapelle Thundorf-Straß bereits im Jubiläumsmodus vor ihrem 175. Gründungsfest im Juni befinden, war auch beim Katharinenkonzert der Kapelle in der Mehrzweckhalle Mitterfelden zu hören. Als besondere Wertschätzung lies die Kapellmeisterin Hildegard Nitzinger die Konzertstücke in diesem Jahr von den Mitgliedern der Kapelle selber aus den Konzertprogrammen der letzten elf Jahre aussuchen. Heraus kam eine bunte Mischung aus traditioneller Blasmusik, neuzeitlichen Kompositionen und modernen Musikwerken.
Aber nicht nur das Programm war in diesem Jahr außergewöhnlich, sondern auch der Anfang des Konzerts. Unbeschwert und pfiffig begannen die Querflötistinnen, auf der sonst noch leeren Bühne die Melodie "Pfeif drauf" von Hans-Jürgen Buchner zu spielen. Nach und nach kamen die restlichen Musikantinnen und Musikanten und stiegen Satzweise in die Melodie ein. Eine gute Idee, die dem Konzert von Beginn an eine spürbare Unbeschwertheit verlieh. Amüsant, interessant und stimmungsvoll verstanden es zudem Mitglieder der Kapelle im weiteren Verlauf, dem Publikum die Intentionen der jeweiligen Konzertstücke näher zu bringen.
Wuchtige Passagen im tiefen Blech
Vorsitzender Markus Weidenspointner freute sich nach diesem musikalischen Ausrufezeichen, dass sich neben vielen Blasmusikbegeisterten aus nah und fern auch Bürgermeister Hans Eschlberger mit dem Stellvertreter Gerhard Kern und der Stellvertreterin Rosemarie Bernauer das Konzert genauso wenig entgehen lassen wollten, wie der Altbürgermeister Hans Waldhutter. Ein besonderer Gruß ging weiter an den Bezirksvorsitzenden des Musikbund für Ober- und Niederbayern Thomas Egger, den Bezirksdirigenten Andreas Resch und die Vorstände des Fördervereins der Kapelle, Alfred Rottmair und Klaus Althammer. "Mit vollen Segeln" von Klaus Strobl erklang im Anschluss ein Marsch, in den der Komponist alles hineingepackt hat, was einen Marsch ausmacht. So folgten auf einem fulminanten Eingang wuchtige Passagen im tiefen Blech, scharfe Trompetensignale, ein ruhiges Mittelsatzsolo im Trio und ein majestätisch öffnender Schlussteil. Herbert Pixner lieferte mit seiner Schöpfung "Augenstern" die Vorlage für die nächste gleichnamige Blasmusikkomposition. Zwei junge Frauen luden die Zuhörer hier dazu ein, zwei Minuten lang von ihrem persönlichen Augenstern zu träumen. Die Musikkapelle machte es ihnen leicht, denn unter der feinen, harmonischen Leitung von Hildegard Nitzinger erreichte die mit viel Gefühl vorgetragene, wiegende Melodie die Herzen.
In "The Irish Piper" ist eine ganz andere musikalische Botschaft hineingelegt. In der Komposition beschreibt Norbert Studnitzky in fünf unterschiedlichen Klangvarianten die grüne Insel Irland. Weite und Stille vermitteln etwa die Querflöten und der Mittelsatz, die kleine Trommel tänzerische Leichtigkeit, Geschäftigkeit wird durch eine Tempoverschärfung angedeutet. Auch poetische, fast sacrale Elemente sind enthalten, und schließlich darf natürlich auch der Bordunton eines irischen Dudelsacks nicht fehlen. Durch Bibeltext ließ sich der Komponist Albert Frey inspirieren, als er das Stück "Wo ich auch stehe" komponierte. Mit ausdrucksstarken, dynamischen, mit einem feinen Tremolo ausgestatteten Stimmen bereicherten diesen Vortrag Lisa Hauthaler und Elisa Dumberger gesanglich, wunderbar fein und zurückhaltend begleitet durch das Orchester. Mit dem Ohrwurm "Böhmische Liebe" von Matthias Rauch entließen die Musiker ihre Zuhörer stimmungsvoll in die Pause. Impulsivität, Beweglichkeit und Dynamik war dann bei "Fire und Flames" von Stefan Unterberger angesagt, und Rossano Galante widmete sich in seiner Komposition dem "Mount Everest". Galante versteht es hier ausdrucksstark, die Empfindungen und Erlebnisse rund um diesen Bergriesen in Klangerlebnissen wiederzugeben. Stille, weite Täler, befreiende Aussichten, Herausforderungen und Spannungen wurden genauso genial in Noten gefasst wie grandiose Weitblicke oder die erlösende Ankunft am Gipfel.
Dolce Vita inder Mehrzweckhalle
In die Welt der großen italienischen Sängerlegenden und Konzertbühnen wurden die Zuhörer danach mit dem Titel "Vivo per lei" von Valerio Zelli, Mauro Mengali und Gatto Panceri entführt. Mit dem Stück zauberte die Kapelle italienischen Flair und Dolce Vita in die Mehrzweckhalle. Mysteriöser, marzialischer, düsterer und geheimnisvoller klang die Botschaft beim letzten offiziellen Konzerttitel des Abends "Tanz der Vampire" von Jim Steinmann. Angelehnt an das gleichnamige Musical wird hier der Kampf gegen Vampire um eine Geliebte beschrieben, den schließlich die düsteren Gestalten gewinnen. Bedrohlich klang es etwa durch den wuchtigen Einsatz des tiefen Blechregisters, fast romantisch und schwärmerisch bei einem Mittelsatz-/Holzbläsersolo oder spannend durch das genial agierende Schlagwerk. Mit viel Engagement löste die Kapelle auch diese musikalische Herausforderung bravourös und erntete dafür einen Sonderapplaus.
Nachdem sich der Vorsitzende und die Kapellmeisterin insbesondere bei den Musikern sowie dem aufmerksamen, interessierten Publikum herzlich bedankt hatten, durften die beiden Gesangssolistinnen in "Thank you for the music", mit der Kapelle noch einmal ihre schönen Stimmen erklingen lassen. Den Schlusspunkt setzt die Musikkapelle Thundorf-Straß mit einem Geschenk des Ziachvirtuosen Hermann Huber, der sein Ziachstück "Mala Franziska" für Blasmusik komponieren hat lassen. Mit lang anhaltendem, begeistertem Applaus bedankte sich das Publikum für dieses außergewöhnliche Konzert im Jubiläumsjahr der Kapelle.
Text und Fotos: Werner Bauregger